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Neues von der Musiktherapie

Musiktherapie

Durch die Coronakrise und die daraus folgende eingeschränkte Besuchsregelung an der Kinderklinik ist der Kontakt der Kinder und Eltern zur Außenwelt deutlich mehr eingeschränkt als sonst. Auch viele unterstützende Angebote innerhalb der Klinik konnten zeitweise nicht stattfinden, so auch die regulären musiktherapeutischen Angebote auf den Stationen. Aus dem Wunsch heraus, die Kinder und Eltern gerade auch in dieser Zeit weiter zu begleiten und Ihnen ein bisschen Freude zu schenken, sind im März und April mehrere Musiktherapie-Projekte entstanden: ein Fenster-Konzert im Garten der Kinderklinik, eine Broschüre mit Anregungen, Liedern und Tipps für die Elternbegleitung in der Neonatologie (siehe unten) und eine kleine Videothek mit Wiegenliedern und Entspannungsmusik auf der Homepage der SLK-Kliniken.

Da die Eltern nach wie vor nicht gemeinsam zu ihrem Kind auf die Stationen dürfen, ist die Begleitung durch das psychosoziale Team besonders wichtig. Auf der Neonatologie (Frühgeborenenstation) und der Intensivstation wird es dabei seit Anfang Mai auch wieder von der Musiktherapie unterstützt. An zwei Tagen in der Woche besucht die Musiktherapeutin, in Absprache mit Ärzten und Pflege, besonders belastete Familien, um ihnen eine halbe Stunde Auszeit zu schenken und ihnen eine Möglichkeit zu zeigen, sich und ihrem Kind etwas Gutes zu tun. 

Die Musiktherapie wird ausschließlich durch Spenden an die Stiftung „Große Hilfe für kleine Helden“ finanziert.

Viele aktuelle Studien zeigen, dass der Einsatz von Musik in der Neonatologie sowohl Eltern als auch den Kindern hilft, sich zu entspannen, Ängste und Stress zu reduzieren und sich zu stabilisieren.

Dabei ist dieses Wissen nicht neu: Wiegenlieder werden schon immer auf der ganzen Welt gesungen. Jede Kultur und Sprache hat ihre eigenen unverwechselbaren Melodien und Texte, mit denen Kinder in den Schlaf gewiegt und beruhigt werden. Im hochmedizinischen Umfeld einer neonatologischen Intensivstation fehlt häufig der Zugang zu diesen natürlichen Ressourcen. Dabei tut es auch, oder vielleicht gerade jetzt und hier den Kindern und Eltern gut, sich in der Musik kleine Momente der Ruhe und Nähe zu schaffen. Denn das intuitive Singen von Eltern für Babys hat seinen Sinn:

Bereits ab der 16. Schwangerschaftswoche hört das Kind im Bauch die Stimme der Mutter, kurz darauf auch die des Vaters und der Geschwister. Somit verbinden Babys mit Ihren Stimmen Gefühle von Geborgenheit und Nähe. Zusammen mit dem pulsierenden Rauschen des Blutes und Ihrem Atemrhythmus erleben die Kinder eine beständige und beruhigende Klangwelt, die Sicherheit gibt und die Entwicklung unterstützt. Bei der (Früh-) Geburt verändert sich die akustische Umgebung enorm: piepsende Geräte, klappernde Bettgitter und Schranktüren, unbekannte Stimmen von Ärzten und Pflegern – und das alles ohne den schützenden Puffer von Fruchtwasser und Bauch der Mama.

Beim sanften Summen oder Singen von wiederkehrenden Melodien und Tönen können die Eltern Ihrem Kind für eine Weile ein vertrautes, Nähe und Verbundenheit vermittelndes Hörerlebnis schenken und dabei ganz nebenbei wunderbar ihre Beziehung zueinander stärken. Musikalisches oder sängerisches Können ist dabei nicht von Bedeutung, es geht um Zuwendung, Vertrauen und die in der Musik vermittelten Gefühle.

Text: Musiktherapeutin B. Nowatzke

Foto: SLK/Stiftung "Große Hilfe für kleine Helden"

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